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Urlaub unter dem Hakenkreuz - Kuriositäten im Archiv gefunden

David Austermann hält Vortrag in Hahnbach über Tourismus im Dritten Reich

Der interkommunale Archivar für die Gemeinden Edelsfeld, Freudenberg, Gebenbach, Hahnbach, Poppenricht, Schnaittenbach und Vilseck ist in der Gemeinde Adlholz auf einen kuriosen Brief aus der NS-Zeit gestoßen, der ihn dazu veranlasste, den Tourismus im Dritten Reich im ehemaligen NS-Gau “Bayerische Ostmark” näher zu untersuchen. Der Brief enthielt die Aufforderung von der Regime-Spitze, doch schlechte Ansichtskarten zu vernichten, da diese wie eine unattraktive Visitenkarte wirken würden.

Das diesjährige 900jährige Bestehen des Marktes Hahnbach zum Anlass nehmend lud die AOVE zu dem Vortrag von David Austermann ins Rathaus ein. Dieser erklärte den Anwesenden kurz, dass das NS-Regime vorwiegend aus zwei Gründen den lokalen Tourismus fördern wollte: So wurde eine nichtexistierende Bedrohung durch Polen und Tschechien kultiviert, gegen die man sich kulturell zu wehren habe, und man zum anderen die Gegend von Rhön, Spessart bis hin zum Bayerischen Wald, Frankenwald und Fichtelgebirge zu einem “Reiseland für Einheimische” ausbauen wollte, um eine lokale Identität auszubilden, die für die NS-Ideologie den Boden bildete. Um diese östliche Region erfolgreich zu bewerben, wurden einige Anstrengungen unternommen: So wurde beispielsweise eine eigene Hymne für die Region „Bayerische Ostmark“ verfasst, größere Ausstellungen veranlasst und bebilderte Werbeprospekte gedruckt.

Als weiteres Kuriosum stellte David Austermann ein Emblem vor, sogenannte “Verschlussmarken”, die vom Regime an die Gemeinden sowie Hotels und Gaststätten verteilt wurden. Diese wurden angehalten, ihre Briefe und sämtliche Anschreiben damit zu bestempeln bzw. zu versehen. Des Weiteren wurden davon sogar Aufkleber gedruckt, die an die Touristen ausgegeben wurden, damit diese auf deren Koffern weiterhin werben sollten. All diese Anstrengungen, so betonte Austermann, dienten vor allem dazu, eine innerdeutsche Reisekultur zu etablieren. Die Bevölkerung sollte angehalten werden, Freizeit und Urlaub im Land zu verbringen, damit eine permanente Indoktrination gewährleistet war.
Die Besucher zeigten sich sichtlich interessiert und es kam über den Vortrag hinaus zum regen Austausch mit dem Vortragenden.

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